Frauenpower 2015 – oder „Soweit die Füße tragen“
Rodalben, das ist vielleicht nicht jedem ein Begriff, aber dennoch hat diese einst bäuerliche Ansiedlung in der Pfalz die Herzen der Wickingerfrauen berührt. Immerhin ist es so groß, dass es sogar Stadtrechte besitzt.
Bereits im letzten Jahr war es das Ziel der jährlichen Erkundungstour.
Frohen Mutes folgten in diesem Jahr immerhin fünf Wickingerinnen dem Aufruf der Gu-Idin, das Terrain um das Städtchen weiter zu erkunden. 76 Tage vor dem besinnlichen Fest der Christen war die Anreise.
Die Vorhut erreichte das Ziel bereits in den frühen Nachmittagsstunden und kundschaftete für die Wanderung am nächsten Tag die nähere Umgebung aus. Unter Berücksichtigung von drei vorhandenen – nicht aufeinander abgestimmten – Wanderkarten, war dieses schwierige Unterfangen trotzdem erfolgreich.
Zeitgleich mit der Nachhut kamen sie wieder bei den netten Wirtsleuten, die vom letzten Jahr bereits bekannt waren, an. Ein ungeschriebenes Gesetz der Wickingerinnen besagt, dass in solchen Momenten die Aufnahme von süßem Gebäck und dunklem Zaubertrank eine Pflicht ist!
Es war keiner gewillt, dieses Gesetz zu brechen und so saßen dann alle vereint um die Tafel und taten ihr Bestes. Erst zu späterer Stunde zogen sie sich in die Gemächer zurück um sich für die Abendspeisung mit den Schlemmerhosen zu gewanden.
Um sich den Anforderungen entsprechend zu präparieren, musste – nach dem zweiten ungeschriebenen Gesetz der Wickingerinnen – ein geistiges bzw. hochgeistiges Getränk eingenommen werden. Die Verabreichung erfolgte unter Aufsicht der Gu-Idin in „Zimmer 8 (21)“.
Von diesem Abend wird erzählt, dass die Speisung zwar den gewollten Effekt der Sättigung zeigte, jedoch hatten die Wirtsleute sich nicht wie erhofft ins Zeug gelegt. Um die Zufriedenheit der Reisenden prozentual zu erhöhen, traf man sich nach dem Mahl noch einmal in „Zimmer 8 (21)“.
Danach wurde die Nachtruhe eingeläutet.
Pünktlich und wie vereinbart um ca. 8:27 Uhr trafen sich alle am nächsten Morgen zur Erstbeköstigung. Die Wirtsleute hatten so reichlich aufgefahren, dass es nur eine Freude war. Als ob die Wirtin Gedanken lesen konnte, sie versorgte die Wickingerinnen mit Brottüten, um ein Vesper richten zu können.
Gut gesättigt, für später versorgt und mit zünftigem Schuhwerk bekleidet brachen alle auf, um eine 12-13 km lange Wanderung anzutreten (oder waren es doch 16-17 km???).
Frohen Mutes – in Anbetracht der lediglich 12 km – ging es durchs Städtchen, eine steile Anhöhe hinauf und dann auf den gut beschilderten „Felsenweg“. Mit Leichtigkeit waren die ersten Kilometer geschafft, als es hieß, wir müssten Ballast abwerfen. Das bis dahin mitgeschleppte, prickelnde Rebengetränk wurde dem unterversorgten Zuckerhaushalt zugeführt und leichten Fußes setzen sie die Wanderung fort. Hier und da an einem Wegweiser erschallten die Worte: „Haben wir uns verlaufen?“
Aber das hatten wir natürlich nicht, denn unsere Gu-Idin wies uns mit den Karten und den Wegweisern den richtigen Weg.
Nach etwas mehr als der Hälfte des Weges forderte der Magen eine Pause. Offensichtlich am höchsten Punkt des Wanderweges lud uns eine Bank zu einer größeren Rast ein. Das mitgebrachte Vesper mundete vorzüglich. Unterdessen kamen stramme Burschen älteren Semesters auf Zweirädern vorbei, die die Wickingerinnen um ihr gutes Mahl beneideten.
Gut gestärkt ging es weiter. Die wunderschönen Felsformationen, die sehr ausgefallene Namen haben wie Kuhfelsen, Eisenbörnchen (nicht zu verwechseln mit Eichhörnchen), Saufelsen, Zigeunerfelsen u. v. m. säumten ihren Weg.
Aber immer wieder kam die Frage auf: „Haben wir uns verlaufen???“ – „Nein, wir sind noch auf dem rechten Weg.“ Naja, Hänsel und Gretel wurde das schließlich auch vorgegaukelt…
Endlich!!! Eine befahrene Straße kam in Sicht, Anzeichen von Zivilisation!!! Die Füße schmerzten, die wollene Fußbekleidung war z. T. in große Mitleidenschaft gezogen, aber der Rückweg war gesichert. Unendlich zog sich der Weg bis zur Unterkunft, aber nach gefühlten 100 km war das Ziel erreicht. Die Wirtsleute hatten sie schon vermisst, die Gu-Idin hatte die Schäfchen zwar sehr ermüdet aber wohlbehalten zurückgeführt.
Die Wickingerinnen machten sich ein wenig frisch und nahmen die geistigen Getränke, die sie sich wohl verdient hatten, vor dem Abendmahl ein.
Eine Tafel war bereits bei einem anderen Wirt reserviert. Dort wurden dünne, schlangenförmige und große, rund ausgerollte Teigwaren serviert. Auf ein feines Stück Fleisch musste auch nicht verzichtet werden.
Nachdem sich alle in die Unterkunft zurück geschleppt hatten, gab es noch eine Lagebesprechung für den nächsten Tag auf „Zimmer 8 (21)“…
Dann wurde die Nachtruhe eingeläutet.
Am nächsten Morgen fanden die Sonnenstrahlen den Weg in die Gemächer. Gut gelaunt (die Strapazen des Vortages waren fast vergessen) trafen sich alle zum Frühstück wieder. Nach einer ausgiebigen Speisung wurde beschlossen, einen Sonntagsspaziergang zur Bärenhöhle zu unternehmen. Der Weg dorthin wurde als befestigt und gut begehbar beschrieben und sollte nur etwa 4 km betragen. Also wurde auf die guten Wanderschuhe verzichtet und auch der Rucksack mit Vesper wurde nicht benötigt – so gedacht.
Aaaaber…
Zunächst wurden die Koffer gepackt und in den Fahrzeugen verstaut, dann die Zimmer mit der Wirtin abgerechnet und anschließend ging es dann motorisiert zum Wanderparkplatz – Ausgangspunkt für den Spaziergang. Ein Blick auf die dort vorhandene Karte bestätigte die kurze Distanz.
Den Wegweisern „Zubringer zum Felsenweg“ auf Schusters Rappen folgend, ging es erst einmal die Straße entlang. Wie beschrieben bogen die Wickingerinnen nach links in einen breiten Weg ab. Nach einer Weile wurde dieser allerdings immer schlechter. Die vorher gut erkennbaren Fahrspuren waren mehr und mehr von hohem Gras überwuchert und auch Wegweiser wurden nicht mehr gesichtet. „Haben wir uns verlaufen?“, erschallte die Frage. „Naja, eigentlich nicht“, denn es gab ja keinen Hinweis auf einen beschilderten Abzweig. Doch dann war der „Weg“ kaum noch zu erkennen. Etwas den Hang hinauf allerdings wurden zwei zügige Wanderer beobachtet. Also arbeiteten sie sich unter schwerem Stöhnen und Ächzen in ihren „Wanderpumps“ querfeldein den Hang hinauf. Dort oben wartete auf sie eine Hinweistafel mit der Stationsnummer 79, aber leider kein Hinweis, ob es nun nach rechts oder links in Richtung Bärenhöhle gehen sollte. Eine einwandfreie Standortbestimmung gab es nicht, denn die mitgeführte Wanderkarte enthielt keine Stationsnummern. Was tun? Die Entscheidung fiel auf „Richtung Norden“. An dieser Stelle sei angemerkt, dass der Felsenweg aufgrund seines schlangenförmigen Verlaufs viele Stellen aufzeigt, an denen es „Richtung Norden“ weitergeht!
Nach einer Weile kam das mulmige Gefühl auf, dass sie sich WIRKLICH VERLAUFEN hatten! Es erschienen keine nennenswerten Felsen mit ach so wunderbaren Namen, es war kein Schild mit einer Stationsnummer weit und breit und auch kein Richtungsweiser. Die Wanderkarte wurde von allen Seiten argwöhnisch betrachtet und sie kamen überein, dass nur eine Umkehr sie vor größerem Schaden bewahren könne.
Gesagt, getan, unter grummeligem Gemurmel ging es nun den ganzen Weg bergan zurück bis zum Stationshinweis 79. Nach einer kurzen Beratung, ob es nun querfeldein den Abhang wieder hinuntergehen müsse, oder man doch lieber auf dem befestigten Weg bleiben solle, kamen wie von Odin geschickt zwei Ortskundige daher. Sie begleiteten die erschöpften Wickingerinnen ein Stück des Weges und wiesen Ihnen den rechten Abzweig zu einer Abkürzung zurück zu den Fahrzeugen.
Dort angekommen – die Erleichterung war spürbar – war jetzt nur noch die Mittags-Nahrungs-Aufnahme zu klären. Schnell war in einem Biergarten ein sonniges Plätzchen gefunden und die Wirtin erklärte sich bereit, ein zünftiges Mahl zu servieren. Es entschädigte für die ungewollten vormittäglichen Strapazen.
Gut gestärkt ging es zurück zu den Fahrzeugen. Die Wickingerinnen herzten und verabschiedeten sich. Dann ging es in die heimatlichen Gefilde.
Allerdings wurde auch der Entschluss gefasst, dass es bei der Erkundungstour im nächsten Jahr nicht mehr nach Rodalben gehen soll, da sich der Felsenweg an diesem Wochenende von der heimtückischen Seite gezeigt hatte. Schade auch, dass die Bärenhöhle nun unbesichtigt bleibt.
Mal sehen, was das Frauenpowerwochende im nächsten Jahr für sie bereit hält…
BZ