Ein Höhepunkt jedes Wickingerjahres (zumindest aus wassersportlicher Sicht) ist die Pfingstfahrt. Zu diesem Anlass zieht es sie Wickinger auf einen Fluss in Süddeutschland, um dort über die Pfingstfeiertage der heimlichen Passion der Vereinsmitglieder zu frönen: dem Paddelsport. In diesem Jahr sollte es an den Main zur Ortschaft Klingenberg und dort zum lokalen Kanuverein, dem KC Klingenberg, gehen. Was sich zunächst nach einer langen Anreise anhört, ist bei genauem Hinsehen nur ca. 140 – 160 km entfernt, je nachdem welche Strecke man fährt.
So begann die Anreise eines Teils der Wickingerschar am Freitagvormittag nicht zu früh, um erst am frühen Nachmittag anzukommen. Angeführt wurde die Karawane vom Zugfahrzeug mit den Großkanadieren , gefolgt von jeder Menge Familienkutschen , die meistens voll bepackt waren. Durch den schönen Odenwald ging die Fahrt. Zügig und ohne Probleme konnte das Ziel beim KC Klingenberg angefahren werden. Das Vereinsgelände befindet sich direkt am Mainufer (unweit von Aschaffenburg), ist riesig groß und war leider nach den ausdauernden Regenfällen der Vorwochen ziemlich aufgeweicht. Außerdem besitzt der Verein ein wunderbares Bootshaus mit modernen Sanitäranlagen und einem Aufenthaltsraum, der im Falle von Schlechtwetter genutzt werden konnte. Nach einer kurzen Einweisung durch den Platzwart konnte der Aufbau der „Zeltburgen“ beginnen. Jede Familie hatte wieder ihr Bungalow-Großzelt eingepackt, das mit mindestens 3 Schlafzimmern, einer geräumigen Küche und wahrscheinlich sogar noch einem Weinkeller ausgestattet ist. Nur eine Familie widersetzt sich dieser Gigantomanie seit Jahren und lebt in einem angemessen großen Zelt (das allerdings im Aufbau etwas aufwändiger ist). Nachdem die Zelte aller Erstankömmlinge aufgebaut waren, trudelten nach und nach die Wickinger ein, die an diesem Freitag noch arbeiten mussten.
Besonders erwähnt werden muss hierbei ein Trike, das mit einem angehängten Wohnwagen auf dem Platz eintraf. In seiner wunderbarer Lackierung war dies wirklich eine Augenweide. Nach dem Aufstellen des Wohnwagens wurde noch ein Vorzelt aufgestellt, das offensichtlich nur dazu diente, das Trike bei Regen oder nachts unterzustellen (was zunächst heftig dementiert wurde). Gegen Abend waren dann alle Teilnehmer eingetroffen und der gemütliche Teil konnte beginnen. Wie üblich wird der erste Abend mit mitgebrachten Essens-„Kleinigkeiten“ bestritten und wie üblich bogen sich die Tische vor lauter Essen.
Und was noch besonders erwähnt werden muss: Hatte es in den Wochen vor Pfingsten ständig geregnet und die Temperaturen lagen teilweise unter 10 °C, so hatte es mit Beginn des Pfingstwochenendes einen Wetterwechsel gegeben und es sollte das gesamte Wochenende sonnig und angenehm warm werden. Somit stand der ersten Bootsfahrt am Samstagmorgen nichts mehr im Wege. Nach einem ausgiebigen Frühstück sammelten sich alle Teilnehmer am Bootssteg um die zwei Großkanadier, einen Viererkanadier und ein Kajak zu Wasser zu lassen. Die Fahrt ging bis nach Großwallstadt wobei 2 Wehre zu überwinden waren. Sportlich wurde die Fahrt bis zum ersten Wehr gestartet, das nur ca. 1 km entfernt war. Dort angekommen konnten die Boote über eine kleine Schleuse vom Oberwasser ins Unterwasser transportiert werden. Die Bedienung aller Schleusvorgänge wurde fachmännisch von unserem Beni ausgeführt. Direkt nach dem Wehr hat der Main wieder etwas Strömung, was das Vorwärtskommen doch sehr erleichtert. An einem schönen Plätzchen wurde angelegt und eine Rast zur Mittagspause eingelegt, denn die Gemütlichkeit darf ja nicht zu kurz kommen.
Die Reststrecke war dann ebenfalls schnell gemeistert und wir konnten die Boote auf die bereits am Morgen abgestellten Autos verladen und die Rückfahrt nach Klingenberg antreten. Dort war inzwischen auch die Familie eingetroffen, die erst am Samstag kommen konnte und so waren in diesem Jahr über 20 Personen bei der Pfingstfahrt dabei. Nach dem obligatorischen „Hallo“ wurde sofort begonnen, den Nachmittagskaffee vorzubereiten, denn schließlich stand eine umfangreiche Auswahl an selbstgebackenen Kuchen zur Auswahl und vor allem die frische Sahne aus dem neuen Sahnespender musste gekostet werden.
Außerdem hatte an diesem Tag auch noch unsere Iris Geburtstag, was natürlich ausgiebig gefeiert werden musste. Neben dem obligatorischen Sekt, einem Geburtstagskuchen und vielen leckeren Kleinigkeiten musste am Abend ein stattliches „Fässchen“ Bier vernichtet werden. Dies sollte am Abend direkt zum Grillen angezapft werden. Also wurde umgehend mit den Vorbereitungen für das Abendessen begonnen. Salate wurden angerichtet, Fleisch und Würstchen bereitgestellt und der Grill des Vereins angezündet. Als alles fertig war, begann das Grillen mit einem Testessen. Speziell für das Straßenfest in Spöck lassen die Wickinger spezialscharfe Grillwürste namens „Odins Feuerwurst“ herstellen. Und eine Probe dieser Würste musste nun gekostet werden. Schon beim ersten Versuch wurde klar, dass diese Würste nichts für schwache Nerven sind. Feurig scharf, wohlschmecken und herzhaft sind die Würste geworden. Ein Genuss für jeden, der es scharf liebt. Bei Bier bis zum Abwinken, leckeren Würsten, Steaks, Salaten und später am gemütlichen Lagerfeuer wurden das Geburtstagskind und der erste Tag auf dem Wasser gebührlich gefeiert. Ein besonderes Ereignis hatte dieser Tag zusätzlich zu bieten: Das Champions League Finale zwischen Inter Mailand und Bayern München. Hierzu gab es spezielle Vorbereitungen, denn die Radioanlage des Trikes wurde für die lautstarke Übertragung des Spieles hergerichtet. Und pünktlich zu Spielbeginn war alles fertig. Lautstark wurde das Spiel live präsentiert und die speziellen „Kommentare“ von Erik brachten jeden (trotz der Niederlage der Bayern) zum Lachen.
Der nächste Tag, Sonntag der 23.05., begann wie bestellt mit Sonnenschein, frischen Brötchen und leckeren Spiegeleiern für die ganze Gruppe. An diesem Tag setzten wir oberhalb unseres Quartieres ein und so mussten zunächst die Boote auf die Autos geladen werden, wobei zusätzlich zu den Booten vom Vortag noch ein 2-er Kanadier mit aufs Wasser gehen musste. Nach kurzer Autofahrt erreichten wir das schöne Städtchen Freudenberg mit seinem historischen Ortskern, wo unsere heutige Einstiegsstelle war. Nach dem Einsteigen zog uns eine angenehme Strömung vorwärts und man konnte die wunderbar erhaltenen Orte am Mainufer in Ruhe betrachten. Gegen Mittag legten wir in der Nähe eines schattigen Parks an, um dort gemütlich zu vespern und wieder Kraft für die Reststrecke zum Vereinsgelände zu sammeln. Ohne Zwischenfälle aber mit deutliche mehr Motorboot- und Wasserski-Fahrern wurde auch die letzte Etappe zurück gelegt. Nun hieß es für alle wieder „schick machen“, denn am 3. Abend gehen die Wickinger üblicherweise zum Essen in eine nahegelegene Gaststätte. Bei leckerem Essen, kühlen Getränken und recht hohen Temperaturen verbrachten wir den ersten Teil des Abends in der Gaststätte und wechselten später in den Vereinsraum des Kanuvereins, denn dort hatten Vereinsmitglieder extra für uns die große Sonnenterasse geöffnet. Mit einem herrlichen Blick über das Vereinsgelände in Richtung Main und vielen netten Gesprächen mit den örtlichen Kanu-Kameraden klang auch dieser Tag aus. Zum Abschluss gab es sogar noch ein hervorragend gespieltes Piano-Solo von einem unserer Gastgeber.
Der Montagmorgen stand wie immer unter der Überschrift „aufräumen, abbauen, einpacken und zurückfahren“. Aber die Wickinger wären nicht die Wickinger, wenn sie dabei Hektik aufkommen lassen würden. Mit Ruhe und Geduld war der Platz gegen Mittag ordentlich aufgeräumt und konnte an unsere Gastgeber übergeben werden. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an den KC Klingenberg sowie an alle Teilnehmer der Pfingstfahrt 2010. Wir sind schon eine tolle Truppe und freuen uns auf möglichst viele (auch neue) Teilnehmer zu Pfingsten 2011.
S.H.