Göttelfingen – noch nie gehört, wo ist das denn?
Nun, das Örtchen Göttelfingen befindet sich im Schwarzwald, nördlich von Freudenstadt und hat immerhin 445 Einwohner. In dieses beschauliche Örtchen zog es die 7-köpfige Delegation der Wickinger in diesem Jahr.
Die Anreise gestaltete sich „stau- und baustellenreich“ – wir haben davon wohl nichts ausgelassen, was sich an einem Freitagnachmittag auf der Autobahn so bietet. Immerhin strahlte der Himmel in einem wunderbaren und ungetrübten Blau. Auf dem kurvenreichen Weg über Kaltenbronn wurden wir mit der herrlichen Aussicht über die Rheinebene belohnt.
Nach etwa 2,5 Stunden erreichten wir (4) das Landhotel Traube in Göttelfingen und wurden von der „Vorhut“ (3) mit einem großen Hallo empfangen. Mit Kaffee und Kuchen stärkten wir uns erst einmal und saßen so lange in der Sonne, bis es dämmerte und wir uns für das Abendessen vorbereiten wollten. Vorbereitung bei den Wickinger-Damen bedeutet im Allgemeinen:
- Schlemmerhosen anziehen
- „Zimmer 8“ aufsuchen
Zu Punkt 1 ist sicher keine Erklärung notwendig. Zu Punkt 2 sei darauf hingewiesen, dass ein gewisses Prozedere zum Ritual geworden ist, das dem Anregen des Appetits zuträglich ist, sich stimulierend auf das heitere Befinden der Anwesenden auswirkt und sich im Normalfall zwischen 12 % und 35 % bewegt.
Nach erfolgreicher Bewältigung beider Punkte nahmen wir an der vorbereiteten Tafel im Speisesaal Platz. Nun folgte der schwierigste Teil des Abends: schlemmen, schlemmen, schlemmen… durch ein 5-Gänge-Menü + Aperitif + Digestiv!
Nun, es wird niemanden wirklich in Staunen versetzen, dass diese Aufgabe von allen vorzüglich bewältigt wurde, jedoch mussten wir gestehen, dass unsere Bewegungsfähigkeit ein wenig gelitten hatte. Die Kaumuskulatur war auf jeden Fall aufs Beste trainiert!
Damit auch der restliche Körper wieder ein wenig Schwung bekam, war bereits die Kegelbahn ab 21:00 Uhr reserviert. Bis nach Mitternacht wurden die Kugeln mehr oder weniger geradeaus geworfen und die Kegel hatten keine Chance. Der Hundeverein hätte allerdings auch seine Freude an uns gehabt, denn so tierlieb wie wir sind, kamen auch die „Pudel“ nicht zu kurz.
Dann – auf „Zimmer 8“ – jemand hatte den Schlummertrunk mitgebracht, sagten sich alle Gute Nacht.
Am nächsten Morgen wurden wir von den ersten Sonnenstrahlen aus dem Bett gekitzelt. Der Himmel war unbewölkt und dieses Wetter sollte uns den ganzen Tag verwöhnen.
Pünktlich um 08:24 Uhr – wie verabredet – saßen wir am Frühstückstisch. Nachdem wir uns durch das reichhaltige Büffet geschlemmt hatten (nach der Kegelpartie vom Vorabend war der Hunger entsprechend groß), packten wir unsere Rucksäcke mit dem Nötigsten (Getränke, Süßigkeiten, Wanderkarte), denn wir wollten ja zum Mittagessen während unserer Wanderung einkehren. Frohen Mutes marschierten wir los.
Zunächst verlief die Wanderung nach Karte einwandfrei, jedoch hatten wir im Vorfeld schon festgestellt, dass diese Karte so ihre Tücken hat. Leider waren hier keine Wanderweg-Zeichen eingetragen und so mussten wir uns an jeder Weggabelung davon überzeugen noch auf dem richtigen Pfad zu sein. Doch, wie sollte es anders sein, kamen wir auf einem breiten Weg irgendwann an einen Wegweiser, der einfach nicht mehr zu unserer Karte passte. Dieser breite Weg war lediglich als kleiner grauer Strich (hätte auch eine Höhenlinie sein können) verzeichnet. Anbetracht fehlender Brotkrumen die uns den Rückweg markiert hätten, beschlossen wir, den bekannten Weg ein Stück zurück zu gehen und auf den letzten Wegweiser einen intensiven Blick zu werfen. Zum Glück war dies die richtige Entscheidung, denn der gut versteckte Wegweiser wies uns nun den richtigen Weg. Hungrig und fern der Heimat freuten wir uns auf das Café Nagoldquelle, das uns das ersehnte Mittagessen verhieß.
Och nö! Wie konnte das sein? Ausgerechnet ab diesem Wochenende begannen dort die Betriebsferien!!! Nun war guter Rat teuer. Die mitgebrachten Süßigkeiten retteten uns über den ersten Hunger, aber bis zum Abendessen konnten wir es unmöglich aushalten. Wie gut, dass es den Mobilfunk gibt. Das nächste Lokal, das Gasthaus Tannenhof in Eisenbach, war unsere Rettung. Mit allerletzter Kraft erreichten wir die „Quelle des Labsals“.
Gestärkt mit Wurstsalat und Toast Hawaii ließ sich die Wanderung zurück zu unserer Unterkunft fortsetzen. Nach geschätzten 17 km – etwa 15000 Schritte bergauf und -ab – kamen wir in „unserer Traube“ wieder an. Auf der Sonnenterasse erholten wir uns von den Strapazen bei einem frischen Stückchen Kuchen und Kaffee (ein Bierchen glaube ich auch gesehen zu haben).
Erst als die Sonne ihre wärmende Kraft verlor, zogen wir uns auf die Zimmer zurück um uns frisch zu machen und uns auf das Abendessen vorzubereiten.
- Schlemmerhosen anziehen
- „Zimmer 8“ aufsuchen…
Auch an diesem Abend warteten 5 köstliche Gänge auf uns. Bekanntlich soll man es ja mit dem Sport nicht so übertreiben, also verzichteten wir schweren Herzens auf eine weitere Kegelpartie. Stattdessen erfreuten wir uns an vergorenem Rebsaft und „Gerstenkaltschale“.
Vor dem Schlafengehen wurde dem Wickinger-Prozedere gefrönt und das „Zimmer 8“ besucht…
Auch der Sonntagmorgen zeigte sich von seiner besten Seite. Sonne, blauer Himmel, keine Wolke, kein Wind – Altweibersommer vom Feinsten.
Nachdem das Frühstücksbüffet ausgiebig besucht und geräubert war, packten wir unsere Sachen zusammen, deckten uns noch mit einigen Wurstwaren aus der hauseigenen Metzgerei ein und beschlossen unsere Autos schon einmal an der „Kropfmühle“ zu parken. Dort wollten wir mittags einkehren und daher schon einmal vorsorglich einen Tisch bestellen. Die Idee war genial, denn wir erfuhren, dass sich bereits ein Reisebus für den Mittagstisch angekündigt hatte und eine weitere Gesellschaft bewirtet werden wollte.
Nun, jetzt konnten wir uns auf die letzte sportliche Aktion konzentrieren: die Wanderung zur Nagoldtalsperre. Oder auch nicht? Es kam noch zu einer kleinen Verzögerung, denn jemand hatte den Zimmerschlüssel als Andenken eingesteckt. Also – ein Auto gewendet, Schlüssel zurückgebracht – Neustart: Wanderung zur Nagoldtalsperre.
Der Weg führte uns durch den golden leuchtenden, herbstlichen Wald bis sich vor uns die spiegelglatte Oberfläche der Nagoldtalsperre zeigte. Nach einer kleinen Rast marschierten wir noch einige Zeit an der gut besuchten Talsperre entlang, bis ein Blick auf die Uhr uns zur Umkehr zwang. Wir wollten ja auf keinen Fall zu spät in der Kropfmühle ankommen.
Wir ergatterten sogar noch einen Platz im Freien in der Sonne, so dass wir unseren bestellten Tisch im Gastraum anderen zur Verfügung stellen konnten. Nachdem wir Kaffee, große Stücke Kuchen und ein Eis vertilgt hatten, die Sonne langsam hinter einem Hügel verschwand, war es Zeit für die Heimreise (Schnüff). Das Navi hatte sich zwar für den Rückweg einen anderen Weg als für den Hinweg herausgesucht, aber auch dieser Weg war gezeichnet von viel Verkehr, Staus und Umleitungen. Bei dem schönen Wetter hatte es eben viele Menschen nach draußen gelockt.
Es war auf jeden Fall ein sehr, sehr schönes und wiederholungswürdiges Wochenende. BZ