Lebensmittel für lange Winter

Lebensmittel für lange Winter
Wie schon seit Jahrhunderten, ist die Winterzeit eine sehr entbehrungsreiche Zeit für die Wickinger. Wie im großen Buch der Wickinger zu lesen ist, haben schon unsere Vorfahren größere Vorräte angelegt, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. So ist es ein alter Brauch, mitten im strengen Winter die Vorräte in den Speisekammern aufzufüllen, den sonst müssten die Wickinger wahrscheinlich bis zum Frühjahr Hunger leiden. Auch in diesem Winter hatte unser Verpflegungsmeister Frank einen Termin Anfang Februar gewählt, um mit frischen Leckereien dem tristen Wintergrau zu trotzen. Bereits Wochen vorher begannen die Vorbereitungen: Der Aufenthaltsort für leckeres Borstenvieh musste ausgespäht werden, die großen Kochtöpfe mussten blitzblank geschruppt werden und eine Karawane von Gewürzhändlern musste überfallen werden. Alle Vorbereitungen verliefen planmäßig und so konnte am frühen Samstagmorgen bei eisigen Temperaturen  unter -10°C der große Feuerkessel angezündet werden. Da nur unser Oberwickinger Jane die Kunst des Feuermachens beherrscht, war er während des ganzen Tages der Hüter über den Wurstkessel. Viele Wickinger mit leeren Speisekammern hatten sich am Bootshaus eingefunden, um am Ende des Tages leckere Vorräte mit nach Hause nehmen zu können. Nun begann die komplizierte Zeremonie. Gleich zu Beginn zeigte Frank die Beute seines Jagdzuges auf das Borstenvieh. Es muss ein harter Kampf gewesen sein, den von den Schweinen war nur noch der (in zwei Hälften) gespaltene Kopf übrig sowie einige Gefäße mit frischem Fleisch und Speck. Alle Knochen und Füße hatte Frank offenbar am Schlachtplatz zurück lassen müssen. Nun erhielt jeder Wickinger eine Aufgabe. Einige mussten die Fleischstücke in kleine Streifen schneiden, ohne sich selbst die Finger zu verletzen. Andere durften die wertvollen Gewürze untermischen, die es höllisch in sich hatten. Wieder andere nahmen die gewürzten Stücke, stopften Sie in einen eisernen Schlund, in dem sich eine Spindel, angetrieben durch besonders starke Wickinger, drehte. Am Ende kam eine homogene Fleischmasse heraus, die von einigen besonders hungrigen Wickingern sofort roh gekostet wurde.
Andere Wickinger, die nicht ganz so hungrig waren, formten flache Fleischkugeln und brieten diese über dem heißen Feuer. Egal welchen Weg man zum Kosten genommen hatte, breitete sich eine gewisse Schärfe im Mundraum der Wickinger aus. Aber anstatt zu schimpfen, waren alle überglücklich über die gelungene Gewürzmischung. Nun begann der schwierigste Teil des Rituals. Die Fleischmasse wurde ein eine Art Mini-Kanone gefüllt und dort mit einem Kolben verdichtet. Unter den Zauberhänden von Frank gelangte die Masse in einen unendlich langen Schlauch, der zunächst zu Ehren der Wickinger-Götter sorgsam als Spirale ausgelegt  wurde. Besonders erfahrene Wickinger sind für den nächsten Verarbeitungsschritt verantwortlich. Die riesige Wurstspirale wird wieder abgerollt und in Form einer Seeschlange gleichmäßig auf der Arbeitsfläche verteilt. Um die Wickinger auch in der kommenden Kajak-Saison vor Seeschlangen zu bewahren, wird die Wurstschlange nun brutal in gleichmäßige Teile geschnitten, diese Teile mittig abgebunden und die entstandenen Enden sorgsam verschlossen. Anschließend werden die Teile vorsichtig an Stangen aufgehängt und abschließend als leckere Paprika-Wurst an die Anwesenden verteilt.
Parallel zur Herstellung der Paprikawurst wurden die Schweinsköpfe nach alter Tradition im großen Wurstkessel ertränkt, so dass sie auch wirklich nicht mehr leben. Unter gleichmäßiger Hitze erfolgt das Kochen über ca. 2 Stunden und zur Mittagszeit wurden die Köpfe dem Kessel entnommen. Mit fragenden Blicken wundern sich jedes Jahr die Wickinger, wie aus diesen gespaltenen Köpfen ein leckerer Presssack entstehen kann. Hierfür ist unser Ehrendruide Franz verantwortlich, der in mühevoller Kleinarbeit die Knochen entfernt, Fleischteile zerkleinert und schließlich die gewürzte Masse in dicke Därmer abfüllt.
Nachdem dies alles geschehen ist, feiern die Wickinger ein großes Fest. Wärmende Getränke, erste Kostproben der selbstgemachten Vorräte sowie zurückgebliebene, gekochte Fleischstücke werden wild durcheinander gegessen und getrunken. Übergroß ist die Freude, dass die Speisekammern wieder gefüllt sind und die Vorräte bis zum Frühjahr reichen werden. Ein Dank an alle Teilnehmer für die Vorbereitung und die erfolgreiche Auffüllung unserer Lebensmittel-Vorräte. S.H.

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